Das Rätsel der Sphinx

In der Ödipus-Sage der griechischen Mythologie belagerte die Sphinx die Stadt Theben und gab den vorüberkommenden Thebanern Rätsel auf. Wer falsch antwortete, wurde gefressen. Einzig Ödipus konnte ihr entkommen.

Das Rätsel, das die Sphinx den Menschen stellte, und das erst Ödipus zu lösen vermochte, lautete:[1]

„Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein mit der Zahl seiner Füße; aber eben wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit seiner Glieder ihm am geringsten.“

Ödipus’ richtige Antwort war:

„Du meinst den Menschen, der am Morgen seines Lebens, solange er ein Kind ist, auf zwei Füßen und zwei Händen kriecht. Ist er stark geworden, geht er am Mittag seines Lebens auf zwei Füßen, am Lebensabend, als Greis, bedarf er der Stütze und nimmt den Stab als dritten Fuß zu Hilfe.“[2]

Damit entging Ödipus als Einziger dem Ungeheuer, welches sich aus Scham und Verzweiflung in den Tod stürzte. Für seine Befreiung Thebens von der Sphinx bekam er Iokaste, die Witwe des Königs Laios, zur Gemahlin und herrschte mit ihr über Theben – ohne zu wissen, dass es sich bei Iokaste um seine eigene Mutter und bei dem toten König um seinen von ihm selbst vor Jahren im Streit getöteten Vater handelte. So erkannte Ödipus zwar das Rätsel der Sphinx, das eigentliche Rätsel seiner eigenen Existenz jedoch blieb ihm verborgen, wie es der Seher Teiresias in Sophokles’ Drama König Ödipus ihm vorwirft:

„Du schaust umher und siehst nicht, wo du stehst im Üblen,

Nicht, wo du wohnst, und nicht, mit wem du lebst –

Weißt du, von wem du bist?“[3]

1 und 2 Gustav Schwab: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums, Stuttgart: Reclam 1986, S. 259
3 König Ödipus, V. 416-418, zit. n. Sophokles: Die Tragödien, übers. von Wolfgang Schadewaldt, Frankfurt a.M.: Fischer 1963, S. 155

(Text: Wikipedia)

Das athenischen Vasenbild des „Ödipusmalers“: „Was den „Ödipusmaler“ betrifft: man kann viele griechische Vasenmaler nach dem persönlichen Stil identifizieren, meist aber ohne ihren Namen zu kennen. Sie werden dann – wie auch in diesem Fall – nach einem besonders herausragenden Werk getauft. Die sich im Vatikan in Rom befindliche Ödipusvase von ca. 470 v. Chr. sei auf Anregung unseres verstorbenen Mitglieds Frau Kambly in Basel als Signet gewählt worden, meine ich einmal gehört zu haben.“  (Kaspar Weber in: Bulletin der Blum-Zulliger-Stiftung Bern, 2005, Nr. 27, S. 109)

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