Das Berner Projekt CinemAnalyse wurde 2006 vom Sigmund-Freud-Zentrum Bern (FZB) anlässlich des 150. Geburtstags von Sigmund Freud initiiert, vorerst in Zusammenarbeit mit den Quinnie Cinemas, ab 2007 mit dem Lichtspiel. Seit 2013 beteiligen sich auch das Psychoanalytische Seminar Bern (PSB) und die Psychoanalyse am Werk Bern (PAW). Gezeigt werden jährlich neun oder zehn Filme im Rahmen eines Zyklusthemas, jeweils am letzten Donnerstag des Monats ab 19.30 (Bar ab 19.00) im Lichtspiel, Sandrainstrasse 3, 3007 Bern (Dachstock Haus des Films, neben Dampfzentrale).
Kurze psychoanalytische Einführung und Schlussdiskussion. Öffentliche Vorstellungen, Eintritt frei, Kollekte am Ausgang.
Ein für die Druckausgabe optimierter Flyer (PDF) kann hier heruntergeladen werden.
Als Spiros, ein ehemaliger Partisan, nach 32 Jahren Exil in der Sowjetunion in seine griechische Heimat zurückkehrt, wird er in jenem Dorf, das er einst verteidigt hat, Zeuge des Ausverkaufs von Boden und Idealen. Er versucht sich zu wehren, derweil sein Sohn, der Filmemacher Alexander, die Geschichte seines Vaters in einem Film fassen möchte. Theo Angelopoulos selber thematisiert mit der Figur eines Filmemachers das Erfassen und Erzählen von Wirklichem.
Einführung: Mechtild Dahinden, FZB
Nach der Schliessung einer lokalen Mine versammelt Ciccio, ganz Profiteur des sozialen Elends, eine sizilianische Dorfgemeinschaft um sich. Er verspricht, sie nach Frankreich zu führen, das als ein Eldorado in Aussicht gestellt wird. Die Emigration ist geprägt von Hoffnung und Verlust, von Zuversicht und Enttäuschung. Und von den Erfahrungen eines gespaltenen Landes, das den Flüchtlingen aus dem Süden nur wenig Mitgefühl entgegen bringt.
Einführung: M.L. Politta Loderer, PSB / Liliane Schaffner, Psychoanalytikerin
Die jugendliche Tom und ihr Vater Will, Kriegsveteran, leben seit Jahren in Forest Park, einem riesigen Waldgebiet in Oregon. Eine zufällige Begegnung führt zu ihrer Entdeckung, zur Betreuung durch die Sozialbehörde. Sie passen sich an die neue Umgebung an, bis eine Entscheidung sie zurück in die Wildnis führt und sie zwingt, sich mit dem Wunsch, Teil der Gesellschaft zu sein, und dem heftigen Verlangen, abseits zu leben, auseinanderzusetzen.
Einführung: Franz Michel, PSB / Patrick Schwengeler, FZB
Nach Ende des Vietnamkrieges 1975 wird ein japanischer Fotojournalist in die ’neue Wirtschaftszone‘ geschickt. Er stösst auf Zerstörungen allenthalben. Durch das Elend getrieben versucht er, einer Familie zur Flucht zu verhelfen. Ann Hui schuf 1982 einen so schonungslosen und zeitgenössischen Film, dass die französische Regierung der Programmierung in Cannes, besorgt um die diplomatischen Beziehungen zu Vietnam, davon abriet, ihn zu zeigen. Vergeblich, zum Glück.
Einführung: Katrin Hartmann, PSB
Nach John Steinbecks pulitzergepreisten Roman schuf John Ford ein Drama von besonderer Dringlichkeit und Präzision. Erzählt wird die Migrationserfahrung der Farmerfamilie Joad, die unmittelbar nach der Weltwirtschaftskrise ihre Heimat in Oklahoma aufgeben und in Kalifornien Arbeit suchen will. Vergeblich, wie es sich zeigt. Der um sich greifende Brutalo-Kapitalismus, Missgunst und die familiäre Belastung treiben die Flüchtigen weiter und weiter.
Einführung: M.L. Politta Loderer, PSB / Liliane Schaffner, Psychoanalytikerin
Georgie ist zwölf und will sich nach dem Tod der Mutter selbst grossziehen. Mit Velodiebstählen gelingt dies nur so halb. Als eines Tages dieser Typ behauptet, ihr Vater zu sein und für sie da sein zu wollen, muss sie zuerst über die Bücher, ob sie dies will. Und dies ist die Geschichte des wunderbaren eigenwilligen und humorvollen Working Class-Spielfilmdebüts einer Regisseurin, die ihr Kameraauge in über 200 Rap-Videos und als Paparazza geschult hat.
Einführung: Franz Michel, PSB / Patrick Schwengeler, FZB
Jean, Jean et Jean. Eigentlich geht’s hier nicht weiter. Nachdem Michel (Jean-Paul Belmondo), Filou in der Seele, Mörder vor der Justiz, einen Polizisten erschiesst, strandet er in Paris. Der amerikanischen Studentin Patricia Franchini (Jean Seberg) verfallen, in einem täglichen Ennui gefangen, im ungeschönten Paris aufgehend. Jean-Luc Godard filmt am Zeitgeist, geht auf die Strasse, gönnt Protagonist:innen den Thrill des Alltäglichen und schafft einige ewige Momente des Kinos.
Einführung: Katrin Hartmann, PSB
Mit Thelma und Louise wurden Anfang der 90er Jahre zwei Frauenfiguren zu Ikonen der jüngeren Kinogeschichte. Outlaws. Anarchistinnen. Auch Verbrecherinnen. Erzählt wird die Geschichte zweier junger Frauen, die bei einem Wochenendausflug einer Vergewaltigung durch Mord im Affekt entgehen. Zwar entgleitet den beiden Flüchtigen die Kontrolle über ihr Leben, doch erfahren sie auch den Reiz der Freiheit, des selbst bestimmten Lebens, der Auflehnung.
Einführung: Yvonne Frenzel, FZB
Anni von Aspen, Tochter aus adligem Haus, möchte Tänzerin werden; ihre Freundin Susy tritt als Showgirl an der Revuebühne auf. Um Anni auf andere Gedanken zu bringen, schickt ihr Vater sie auf ein Mädchenpensionat nach London. Susy begleitet sie, um bei den ‚Tillergirls‘ ihre Tanzkünste zu perfektionieren. Spontan tauschen die beiden ihre Identität – und bringen Schwung ins Londoner Nachtleben.
Livebebegleitung: Wieslaw Pipczynski und Rocio Sanchez Gallego
Einführung: M.L. Politta Loderer, PSB / Liliane Schaffner, Psychoanalytikerin
Der schwedische Stummfilmregisseur Victor Sjöstrom macht sich in der Rolle des gealterten Medizinprofessors Isak Borg zusammen mit seiner Schwiegertochter Marianne Borg (Ingrid Thulin) auf den Weg, eine akademische Ehre entgegenzunehmen. Die Autofahrt nutzt Isak, um in Tagträumen sein Leben, insbesondere eine unglückliche Ehe Revue passieren zu lassen. Die Träumereien sind Flashbacks, Phantasien, aber auch Albträume – alles was zu einem Leben gehört, das sich dem Ende nähert.
Einführung: Franz Michel, PSB / Patrick Schwengeler, FZB